Der Gang wollte nicht enden. Überall hörte ich Stimmen, die näher kamen. Wie lange ich hier schon herumirrte, wusste ich nicht mehr. Es schien ein endloses Labyrinth zu sein. Überall waren seltsame Apparaturen, von denen ich nur so viel verstand, dass sie hohe technologische Aufgaben erfüllten. Sicherlich fragt ich euch, was ich in so einer Ansammlung von Technik und Wachen gesucht habe. Tja, draußen war die Welt nicht mehr sicher. Die Menschen waren nicht mehr normal. Etwas hatte in ihnen Besitz ergriffen und ich dumme Nuss hatte nichts anderes zu tun, als als Fluchtziel die Hochburg dieser Machenschaften auszuwählen. Wobei ich nicht wirklich eine Wahl hatte. Meine oberste Maxime war einfach nur vor den Wachen und Einsammlern zu fliehen. Die Einsammler waren diejenigen, die die übrigen noch normalen Menschen aufsammelten und zu dem Hauptlager brachten. Es waren nicht mehr viel von uns Normalos übrig. Drüben stand eine Armee von Aufpassern. Beinahe wäre ich in sie hineingerannt. Im letzten Moment konnte ich mich aber noch davon stehlen. Verdammt! Das wurden ja immer mehr von diesen Dingern! Mühevoll suchte ich nach Verstecken. Fakt war, dass es keine gab. Trotzdem gab ich nicht auf. Es war eine schier endlose Hatz. Unterwegs traf ich auch den einen oder anderen Normalo. Leider hatten die nicht so viel Glück wie ich. Wieder und wieder musste ich ansehen, wie sie eingesammelt wurden. Ich rannte wirklich um mein Leben!
Dann entdeckte ich etwas, was sich später als Sackgasse entpuppen sollte. Mutig lief ich weiter. Immer wieder getrieben endlich einen Platz zu finden, wo ich rasten konnte. Schon seit Stunden irrte ich herum. Es war ein Labor. Nicht irgendeines und schon gar keins, wie wir es uns vorstellen würden. In den Boden waren riesige Gerätschaften eingelassen, die Meter tief reichten. Wie weit konnte ich nicht abschätzen. Hunderte von Bedieneinheiten prangten auf den leuchtenden Displays. Erst hielt ich es für die Steuerkonsolen. Leider war dem nicht so. Dann hörte ich Schritte.
Noch konnten sie mich nicht sehen, weil er Raum eine dicke Mauer hatte und die Öffnung zum anderen Raum auf der anderen Seite war. Ohne zu zögern sprang ich in die unteren Gefilde des Raum. Dieser abgesenkte Teil wirkte wie zwei gegenüber liegende Stasiskapseln. Ich legte mich ohne zu Überlegen in eine der Kapseln. So tief geduckt wie möglich und betete, dass sie mich nicht entdeckten. Ein anderer Normalo hatte leider die selbe Idee und führte sie direkt zu den Kapseln. Als er bemerkte, dass er in einer Sackgasse angekommen war, war es bereits zu spät. Sie hatten ihn eingeeist – und ich sah fassungslos zu. Noch lag ich nicht auf ihrem Schirm. Es dauerte einige Minuten, bis sie dann doch meine Anwesenheit bemerkten. Ich war in einer Sackgasse und gefangen. So leicht sollten sie es mit mir trotzdem nicht haben. Wieder und wieder entwischte ich Ihnen knapp. Meine Fluchtversuche nützten alles nichts. Nun befand ich mich in einer riesigen Halle. In der Mitte, wo ich umzingelt von diesen umstrukturieren, assimilierten Menschen stand, die keinerlei Ähnlichkeiten mit der humanen Spezies hatten, stand ich nun. Ungewiss, was ich tun sollte. Sie hatten mich eingekreist. Neben mir entdeckte ich einen Hebel. Wofür auch immer der gut war. Alles war besser, als von denen assimiliert zu werden. Ganz gewiss wollte ich nicht als willenloser Zombie enden. Also überraschte ich sie mit meiner Handlung, den Hebel umzulegen, denn ich wusste, dass unter mir eine Platte mit seltsamen Symbolen war. Die Chance stand Fünzig zu Fünzig, dass ich mich dadurch selbst assimilierte. Da ich allerdings nicht zu verlieren hatte, war ich dankbar überhaupt eine Option zu haben. Noch während ich den Stahlhebel umlegte, blitzte und explodierte es um mich herum. Blaue Blitze zuckten im mich herum – ganz ähnlich wie in Teslas Experimenten mit Blitzen, die gesteuert einschlugen. Der Boden unter mir beschleunigte. Ja, ganz richtig! Die Platten schwangen untereinander und drehten sich gegen sich selbst. Ich stand nicht mehr – ich schwebte! Als ich wieder zu mir kam, war ich im gefühlten Mittelalter. Um mich herum standen prächtig gekleidete Menschen von deutlich hohem Rang. Man sah ihnen ihre Macht an. Sie alle hatte sich um mich herum versammelte, was auf mich sehr bedrohlich wirkte, nachdem ich gerade einer anderen Bedrohung entkommen war. „Sie ist die Prinzessin, nach der wir gesucht haben!“ War es von anderen Ende des Raumes zu hören. „Sie ist eindeutig vom Geschlecht der Salonier. Das sehe ich sofort.“ Meinte ein anderer, näher stehender. Der Mann mit den prächtigsten, güldensten Gewändern trat auf mich zu, um mich einzuschätzen. „Ja, es ist eindeutig. Sie gehört zu den Saloniern und muss dringend mit jemandem aus unserem Haus vermählt werden!“ Sofort wollte ich widersprechen. Die königliche Garde mit ihren Hellebarden und Schwertern ließ mich umdenken. Sicherlich würde sich früher oder später einer Chance zur Flucht ergeben. Darin war ich ja nun erprobt.
„Es ist beschlossen!“ Verkündete nun einer der weniger gut gekleideten, in dem nach seiner Verkündung die Trompete zur einer Fanfare ansetzte. So etwas kannte ich bisher nur aus Filmen. Dann ging alles sehr schnell. Eine riesige Riege von Zofen kleidete mich ein und frisierte mich. Ich sah bestimmt ganz ansehnlich aus mit all diesem Pomp und einem Brautkleid. So schnell hatte ich mir meine Heirat bestimmt nicht vorgestellt. Dann kam etwas, womit ich hier am allerwenigsten gerechnet hatte. Eine Verbündete. „Tststs.“ Versuchte sie auf sich aufmerksam zu machen. „Ich weiß, woher du stammst. Du hast garantiert viele Fragen.“ Flüsterte sie mir fast kaum hörbar zu. „Du bist eine Zeitreisende. Genauso wie ich. Uns halten sie immer für Salonier, weil sie sehen, dass wir hochwertige Kleidung tragen, aber sie uns dennoch nicht kennen. Dieser König Eseraldo hat auf jeden Fall etwas zu verbergen. Er könnte auch einer sein, der sich mit dem Phänomen der Zeitreisen oder Paralleldimensionen auskennt.“ „Sag mir, was soll ich tun? Ich möchte nicht heiraten!“ Flehte ich sie um Lösung an. Verständnisvoll nickte sie. „Ja, natürlich. Aber ich rate dir, es durchzuziehen. Erst danach werden sie nicht mehr so auf dich achten. Dann kann ich dir helfen!“ „Ich soll einen völlig Fremden heiraten?!“ Damit versuchte ich sie daran zu erinnern, wie absurd das Ganze war. „Ja, zum Schein. Wie ich Eseraldo kenne, wird er dich mit Lord Kavendish verheiraten. Er ist ein Gentleman durch und durch. Da brauchst du dich nicht sorgen. Ich kenne ihn gut.“ Ich nickte verlegen. Inzwischen waren die Zofen fertig mit ihrem Werk und Elara, so hieß meine Verbündete, führte mich offiziell ins Gericht. Jawohl! Ins Gericht. Dort sollte entschieden werden, wie es mit mir weiterging. Wer jetzt denkt, dass damit alles seine Richtigkeit hat, liegt falsch. Das Gericht war lediglich ein für den höchsten Ämter bekleidenden Adel geschaffene Örtlichkeit, in der sie altklug daherreden konnte. König Eseraldo hielt nun seine abschließende Rede, als ich hineingeführt wurde. „Und darum beschließe ich, dass Prinzessin Saraphee mit Prinz Edvard umgehend vermählt werde!“ Keine Ahnung, warum es ihnen so wichtig war, mich sofort unter die Haube zu bringen. Aber wer verstand schon, was in den Köpfen des Adels vor sich ging. Mit Prinzessin Saraphee war übrigens ich gemeint. Wer mich so getauft hatte, war mir auch nicht klar. Vermutlich meine Verbündete Elara?
Ich warf einen Blick auf die Versammelten und entdeckte Lord Kavendish, der genau meinen Vorstellungen entsprach und durchaus meine liebste Partie gewesen wäre. Gleich darauf richtete ich meinen Blick auf Prinz Edvard. Nein! Mit so einem Bürschchen sollte ich verheiratet werden. Meine Güte, sah der noch jung aus! Nicht zu glauben! Eine Riege von Zofen führte mich jetzt zu Edvard, so dass ich mit ihm allein gelassen wurde. Er sah mich ganz und gar nicht so an, wie ich vermutet hatte. Jetzt erst stellte ich fest, dass er gar nicht so jung war, wie ich erst angenommen hatte. Er hatte dunkle, nein, sogar tiefschwarze kurze Haare, braune, tiefgründige Augen und sein Blick enthielt große Tapferkeit. Er hatte ein teils blaues Gewand an. Noch mehr überraschten mich allerdings seine Worte. „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde dir nichts tun.“ Erklärte er mir, wobei er mich freundlich anlächelte. Ich war zu perplex, um zurück zu lächeln. „Was muss ich jetzt tun?“ Fragte ich ihn, als alle den Augen auf mich gerichtet waren. „ Du musst zeigen, dass du mich als deinen Gemahl akzeptierst. Das kannst du symbolisieren, in dem meine dargereichte Hand nimmst.“ Ich folgte seinen Anweisungen – und davon kamen noch eine Menge und ehe wir uns versahen, waren wir mitten in der Verlobungszeremonie. Mittlerweile hatte ich Edvard lieb gewonnen. Er war höflich, freundlich und charmant. Wo auch immer er helfen konnte, tat er es auch. Schließlich waren wie gerade dabei die Verlobungszeremonie abzuschließen, als ein Trupp von Soldaten die Feierlichkeiten unterbrach. Ein dunkler Reiter sprang von seinen Pferd ab und hielt direkt auf die Menge zu. Mit lauter Stimme verkündete er: „Prinz Edvard, ich seid des Hochverrats angeklagt und für schuldig befunden. Wir haben diese Gegenstände in eurem Besitz gefunden.“ Der schwarze Reiter deutete auf Waffen und Rüstungen mit Runenemblemen. Scheinbar wusste damit jeder, dass diese für die Feinde des Königreichs standen. Augenblicklich führte man Edvard hab, dem anzusehen war, dass er überrascht wurde von den Umständen. Hilfesuchend blickte ich zu Elara, die dann schnurstracks auf mich zu kam. „Was hat das zu bedeuten?“ Fragte ich sie ohne Umschweife. „Er wird jetzt verhaftet und eine sehr lange Haftstrafe antreten müssen. Solange, bis wir beweisen können, dass nicht er der Verräter ist.“ „Dann hat man ihm das alles untergeschoben?“ Wollte ich wissen. Elara nickte bitter. „Ja, König Eseraldo hatte schon vermutet, dass sie etwas planen. Nach außen hin muss er aber die Etikette einhalten.“ „Was passiert jetzt?“ „Wir müssen die Verlobungszeremonie beenden. Es fehlt noch der Tanz. Der König hat mich beauftragt, dich zu beschützen. Für den Fall eine Anschlags.“ Das wurde ja immer besser! Als nächstes hing ich aufgespießt an einem Pfahl! Tatsächlich behielt Elara recht. Der letzte Tanz wurde sabotiert, soweit es ging. Doch es wurde noch schlimmer. „Denk immer daran, dass du offiziell auf Prinz Edvards Seite stehen musst. Das wird von dir erwartet. Du musst seine Unschuld beteuern.“ Unglaublich! Ich konnte den Verlauf der Ereignisse nicht fassen. Mein Kopf schmerzte und ich war froh, dass ich nach dem Tanz eine kleine Verschnaufpause hatte. „Mylady, darf ich zu Tanz bitten?“
Der schwarze Reiter stand vor mir und erst jetzt wurde mir bewusst, dass er um ein Vielfaches größer war als ich. Er überragte mit um mindestens drei Köpfe. Obwohl ich bisher immer zu den groß gewachsenen Frauen zählte, gab er mir das Gefühl klein zu sein – und das nicht nur mit seiner Körpergröße, sondern auch mit seinem Verhalten. Mit grimmigen Blicken musterte er mich, dass mir schlecht wurde. Er erinnerte mich an die assimilierten Menschen in meiner Welt, die es nun nicht mehr gab. Nur, dass er unter dem Helm ein gealterter Schönling war. Perfekt bis auf die Nasenspitze. Diese Perfektion war geradezu beunruhigend. Jeder Mensch hatte Schwachstellen, die er an sich nicht mochte. Dieser schwarze Ritter hatte als einziges Manko, dass er gefühlskalt und brutal zu sein schien. Ohne meine Reaktion abzuwarten, griff er ungeduldig meine zitternde Hand und zog mich grob zu den tanzenden Günstlingen des Königs. „Ihr solltet achtgeben, mit wem ihr euch abgebt.“ Es klang verächtlich und regte mich zum Nachdenken an. Er hatte recht. Wenn ich Elara zu oft um Rat fragte, dann fiel das auf. Punkt eins, ich musste unbedingt lernen vorsichtiger zu sein. Nur weil hier alle ein menschliches Äußeres hatten, hieß das noch lange nicht, dass sie wirklich Menschen waren. Nicht bis ich herausgefunden hatte, was sich hier abspielte. Das Metall, dass um die Hand der schwarzen Ritter gespannt war, drückte mir unangenehm in meine Handeflächen. Ich betete, dass dieser Tanz bald zu Ende sein würde. „Nun, Prinzessin von Salonien, wie kommt es, dass ihr unser Reich besucht. Gerade in diesen unruhigen Zeiten?“ Der scharfe, vorwurfsvolle Ton schnitt mir in mein Trommelfell. Augenblicklich wurde mir schwarz vor Augen. Das war etwas, auf das ich überhaupt nicht stolz war, denn gleich im nächsten Moment spürte ich, wie mein Begleiter mich mit seinen stählernen Händen auffing.
– Fortsetzung folgt –
lässt sich schön lesen. die handlung find ich spannend. ich hoffe auf die baldige Fortsetzung. bin gespannt was mit Saraphee weiter passiert und ihrem Mann. welche rolle der schwarze ritter noch spielt.